Maria

 

 

 

 

Jüdisches Brauchtum
Kalender und Feiertage

 

 

 


Das Judentum – eine Schriftreligion

Das Judentum ist eine Religion der Schrift. Es kennt weder einen Klerus, wie es ihn in den christlichen Kirchen gibt, noch ein geistliches Oberhaupt wie den Papst. Auch Priester – Vermittler zwischen Gott und den Menschen – sind dem Judentum fremd. Statt dessen gibt es die Rabbiner: besonders gelehrte, fromme und weise Juden. Sie tragen als Gemeindevorsteher die Verantwortung für ihre Gemeindemitglieder und beraten sie in religiösen, persönlichen und auch alltäglichen Dingen.
Die jüdische Heilige Schrift, der Tanach, besteht aus drei Büchern: Thora (hebräisch für "Weisung"), Nebi'im ("Propheten") und Ketubim ("Schriften"). Außerdem gibt es den Talmud, die rabbinische Auslegung der Thora und ihrer Gesetze.
Mittelpunkt und Quelle des jüdischen Lebens ist die Thora. Sie umfasst die fünf Bücher Mose. Bei den Christen sind diese fünf Bücher Teil des Alten Testaments. Orthodoxen Juden glauben, dass die Worte der Thora die Worte Gottes sind, die er vor 3000 Jahren auf dem Berg Sinai an Mose weitergab. Darin steht die frühe Geschichte der jüdischen Religion und des Volkes Israel. Zudem regelt die Thora viele Fragen des jüdischen Alltags. Sie wird stets mit Ehrfurcht behandelt. Eigens dafür ausgebildete Schreiber übertragen ihren Text auf Pergamente, die zu Rollen zusammengeheftet und im Wortgottesdienst in der Synagoge hervorgeholt werden.


Monate im jüdischen Kalender

Folgende jüdische Monatsnamen entsprechen jeweils im gregorianischen Kalender wie folgt:

Jüd. Monatsname Gregorianischer  Kalender Tage
Nisan (Abib) März, April 30
Ijjar (Siw) April, Mai 29
Siwan Mai, Juni 30
Tammus Juni, Juli 29
Ab Juli, August 30
Elul August, September 29
Tischri (Ethanim) September, Oktober 30
Chäschwan (Bul) Oktober, November 29 (30)
Kislew November, Dezember 30 (29)
Tebeth Dezember, Januar 29
Schebat Januar, Februar 30
Adar Februar, März 29 (30)
Veadar März 29

Erläuterungen zu den Monaten...

ADAR hat in Schaltjahren 30 Tage, in Gemeinjahren 29 Tage.
CHÄSCHWAN hat in regulären und mangelhaften Jahren 29 Tage, in überzähligen Jahren 30 Tage.
KISLEW hat in regulären sowie überzähligen Jahren 30 Tage, in mangelhaften Jahren 29 Tage.
VEADAR wird in Schaltjahren zwischen ADAR und NISAN eingefügt.


Die Mizwot: Gesetze und Rituale

Die Mizwot (also die jüdischen Vorschriften) sind elementarer Bestandteil des jüdisch-orthodoxen Glaubens. Neben den 10 Geboten gibt es weitere 613 Mizwot – darunter 365 Verbote und 248 Gebote–, die in der Thora stehen und die die frommen Juden in ihr Leben integrieren.

Heiligung des Sabbats

Die Heiligung des Sabbats ist der Höhepunkt der Woche. Der Sabbat ist der siebte Wochentag, und die Juden feiern das Ruhen Gottes am siebten Tag der Schöpfung sowie den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Der Sabbat beginnt am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang und endet am Samstagabend.

Othodoxe Juden achten darauf, am Sabbat zu ruhen und nicht zu arbeiten. Sämtliche Haushaltsarbeiten werden also vorher erledigt. Am Sabbat darf, egal durch welche Handlung, keine neue Situation geschaffen werden. Strenggläubige Juden fahren deshalb auch kein Auto und betätigen keinen Lichtschalter oder Herd.

Das Gebet

Das bekannteste jüdische Gebet ist das "Schma Jisrael" (hebräisch für "Höre Israel"). Es ist zugleich das eindringliche Glaubensbekenntnis der Juden an den Einen Gott. Es setzt sich aus den Thora- oder auch Bibel-Stellen Deuteronomium 6,4, einem Vers aus dem Talmud (mJoma 6,2) sowie den Abschnitten Deuteronomium 6,5-9, 11,13-21 und Numeri 15,37-41 zusammen.
Fromme Juden beten dreimal täglich, dabei tragen die Männer Kippa (Käppchen), Tallith (Gebetsumhang) und werktags Tefillin.
Tefillin sind Gebetsriemen aus Leder. Männliche Juden wickeln sie siebenmal um den Arm und dann dreimal um Hand und den Mittelfinger. Zu den Tefillin gehören auch Gebetskapseln, die in der Nähe des Herzens und auf der Stirn getragen werden. In den Kapseln befinden sich Texte aus der Thora.

Diese Mizwot, die während des Gebets befolgt werden, finden sich in Teilen im Gebetstext selbst wieder. Denn das "Schma Jisrael" ist eine Verbindung aus Glaubensbekenntnis und Handlungsaufforderung an den frommen Juden:

"Höre Israel: ER, unser Gott, er ist einer! So liebe denn Ihn einen Gott. Mit all deinem Herzen, mit all deiner Seele, mit all deiner Macht. So seien diese Reden, die ich heute dir gebiete, auf deinem Herzen, einschärfe sie deinen Söhnen, rede davon, wann du sitzest in deinem Haus und wann du gehst auf den Weg, wann du dich legst und wann du dich erhebst, knote sie zu einem Zeichen an deine Hand, sie seien zu Gebind zwischen deinen Augen, schreibe sie an die Pfosten deines Hauses und in deine Tore!"

Auch der Brauch der Mesusa (hebr. für "Türpfosten") wird im "Schma Jisrael" erwähnt: Gemeint ist ein kleiner Behälter, der Thora-Abschnitte auf Pergament enthält und aus rituellen Zwecken am rechten äußeren Türpfosten eines jüdischen Wohneingangs befestigt wird.

Die Beschneidung

Männliche jüdische Babys werden in der Regel an ihrem achten Lebenstag beschnitten. Die Beschneidung (auf hebräisch "Brit mila") soll an den Bund erinnern, den Abraham einst mit Gott geschlossen hat. Durch die Zeremonie wird das Neugeborene ebenfalls in diesen Bund aufgenommen. Beschneidungen dürfen – obwohl sie mit Arbeit verbunden sind – sogar an einem Sabbat durchgeführt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind auch an einem Schabbat geboren wurde. Während Babys früher meist in der Synagoge beschnitten wurden, findet das Ritual heutzutage in einem Festsaal, zu Hause oder in einem Krankenhaus statt. Vorgenommen wird die Beschneidung entweder von einem Kultusbeamten, dem sogenannten Mohel, oder einem jüdischen Arzt.

Koschere Speisen

Ein besonderes Kapitel der Mizwot sind die jüdischen Speisevorschriften (Kaschrut). Fromme Juden folgen den Gesetzen des koscheren Essens. Koscher meint "tauglich" und schreibt genau vor, was fromme Juden essen dürfen und welche Speisen sie vermeiden müssen. Viele dieser Speisegebote finden sich in der Thora, weitere stehen im Talmud, der über die Jahrhunderte gewachsenen Auslegung der Schrift durch große Rabbiner.
Koschere Speisen sind etwa Fleischprodukte von Paarhufern und Wiederkäuern, also von Schaf, Rind, Ziege und Reh. Auch Geflügel darf gegessen werden, solange es sich vegetarisch ernährt. Fische mit Schuppen und Flossen gehören ebenfalls zu den koscheren Lebensmitteln. Dagegen sind Schweinefleisch, Schalen- und Krustentiere kein koscheres Essen.
Zu den Speisevorschriften gehört außerdem, Fleisch- und Milchprodukte strikt voneinander zu trennen. Orthodoxe jüdische Haushalte verfügen daher über zwei Kochgeschirre: ein Milchbesteck und ein Fleischbesteck.

Die jüdischen Feste

Schabat (Sabbat)

Der 7. Tag der jüdischen Woche (vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag) gilt als der Tag, durch den die Woche geheiligt wird, und die genaue Einhaltung dieses Tages bildet einen wesentlichen Teil der Anbetung. Die Juden besuchen die Synagoge, um Thoralesungen und Gebeten beizuwohnen.


Jom Kippur - Versöhnungstag

Ein hoher Feiertag, der durch Fasten und Selbstprüfung gekennzeichnet ist. Er bildet den Höhepunkt der 10 Bußtage, die mit Rosch Ha-Schana, dem jüdischen Neujahrstag (der nach dem bürgerlichen Kalender der Juden in den September fällt), beginnen.


Sukkot - Laubhüttenfest Fest der Einsammlung)

Erntedankfest, begangen am Ende des größten Teils des landwirtschaftlichen Jahres im Oktober.


Chanukka - Fest der Einweihung

Ein beliebtes Fest, das im Dezember gefeiert wird und an die durch die Makkabäer herbei geführte Befreiung der Juden von der syro-griechischen Herrschaft sowie an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Dezember 165 v. Chr. erinnert. Charakteristisch dafür ist das Anzünden von Kerzen während acht Tagen.


Purim - Losfest

Es wird Ende Februar oder Anfang März gefeiert und erinnert an die Rettung der Juden in Persien (im 5. Jhdt v. Chr.) vor der Vernichtung durch Hamans Komplott.


Pessach - Passahfest

Fest zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus der ägyptischen Knechtschaft (ca. 1513 v. Chr.). Das Passahfest ist das höchste und älteste jüdische Fest. Es wird am 14. Nisan (jüdischer Kalender) gefeiert, der gewöhnlich in die zweite Hälfte des März oder in die erste Hälfte des April fällt. Jede jüdische Familie kommt zusammen, um gemeinsam am Passahmahl Seder) teil zu nehmen. Während der folgenden 7 Tage darf kein Sauerteig genossen werden. Diese Zeit wird Fest der ungesäuerten Brote (Matzen) genannt.


Schawuot - Wochenfest oder jüdisches Fest der Erstlingsfrüchte

Feiertag im jüdischen Kalender. Er wird im Mai/Juni während des hebräischen Monats Siwan begangen, 50 Tage nach dem Passahfest. In biblischen Zeiten war es ein Erntedankfest. In der späteren Tradition wird der Feiertag mit der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai verbunden. Zu den Feiertagshandlungen am Schawuot gehören die Lesung aus dem Buch Ruth und die Ausschmückung des Heimes sowie der Synagoge mit Früchten und Blumen. Zusätzlich wird ein symbolisches Mahl aus Milch und Honig verzehrt.


Rosch Haschana (Beginn des Jahres)

Das jüdische Neujahrsfest (Fest der Trompeten), das von orthodoxen und konservativen Juden außerhalb Israels am ersten und zweiten Tag des jüdischen Monats Tischri (September/Oktober) gefeiert wird. Reformjuden und in Israel lebende Juden begehen Rosch Haschana nur am ersten Tischri. An diesem Tag beginnen die 10 Tage der Buße, die mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur am 10. Tischri enden, dem höchsten Feiertag des jüdischen Kalenders.



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